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Aus der mystischen und sagenumwobenen Zeit des Mittelalters ist vor allem das Nibelungenlied bekannt. Welche Themen die Literatur des Mittelalters beherrschten, welche bekannten Autor*innen es gibt und welche Erzählungen überliefert sind, erfährst du in diesem Beitrag.
Ein Schwert macht Artus zum König. Seine Ritter sitzen im Kreis der Tafelrunde. Gemeinsam reiten sie aus, um Menschen aus der Not zu befreien und die Welt vor Drachen zu retten. Mystisch, dunkel und sagenhaft wirken die Literatur des Mittelalters und ihre Geschichten über die Epoche auf uns. Was wirklich dahinter steckt, verraten wir in diesem Beitrag. Dafür haben wir alle wichtigen Informationen über die Literaturepoche, ihre Merkmale, Werke und Autoren zusammengefasst.
Die deutsche Sprache in der mittelalterlichen Kultur
Zunächst konnten im Mittelalter nur die Mönche in den Klöstern schreiben. Bei den Gelehrten war die Sprache des Volkes verpönt. Sie schrieben die Werke auf Latein nieder. Da die Bücher aus teurem Pergament bestanden, wurden wenige Werke verfasst und noch weniger wurden überliefert.
Die einheitliche Sprache Deutsch wie wir sie heute kennen, gab es zur damaligen Zeit noch nicht. Diese Vereinheitlichung geschah erst mit Martin Luther, als er die Bibel im 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen übersetzte. Zuvor gab es eine sprachliche Vielzahl an Arten sich auszutauschen, die sich lokal unterschieden. Überreste aus diesen Zeiten finden wir noch heute in unseren Dialekten.
Grob lässt sich die Entwicklung der deutschen Sprache seit dem Mittelalter in Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch, Frühneuhochdeutsch und Neuhochdeutsch einteilen.
Die Literatur im Mittelalter
Das Mittelalter fand nach unserem heutigen Verständnis vom 9. bis zum 15. Jahrhundert statt und dauerte ca. 700 Jahre. Es sind nur wenige Texte aus dieser langen Zeitspanne erhalten. Deshalb ist es schwer, das Mittelalter literarisch zu unterteilen.
Zentral in dieser Epoche war das höfische Leben. Die deutsche Literatur war geprägt von ritterlichen Tugenden: arebeit (stetes Bemühen), staete und triuwe (Verlässlichkeit), milte (Mildtätigkeit), zuht (Disziplin), êre, mâze (Selbstbeherrschung).
Diese Merkmale kehren in der Literatur vor allem in den Versepen rund um den Artushof wieder. Darüber hinaus spielte Religion eine wichtige Rolle. Eine Renaissance erlebte die Literatur des Mittelalters in der Epoche der Romantik.
Die bekanntesten Autoren der Epoche
Wenn jemand über die die Literatur des Mittelalters spricht, fallen immer die gleichen Namen: Walther von der Vogelweide (ca. 1170-1230), Hartmann von Aue (ca. 1165-1210), Wolfram von Eschenbach (1170-1225) und Gottfried von Straßburg.
Diese Autoren prägen bis heute unser Verständnis und unser Wissen über die mittelalterliche Literaturepoche.
Der Minnesang – Werben und Kritisieren
In der Zeit des Mittelalters entstanden viele Dichtungen zum Thema minne (Liebe). Es handelt sich dabei nicht um die klassische Form von Liebe, so wie wir sie heute verstehen, sondern um die Sehnsucht nach einer frouwe (Herrin bzw. Dame). Diese Frau war adelig, verheiratet und unerreichbar für den Dichter. Man nannte die frouwe auch Minneherrin. Die Dichtungen charakterisierten das standardisierte Werben zur damaligen Zeit.
Der gerade beschriebenen hohen Minne steht in der Literatur des Mittelalters die niedere Minne gegenüber. Die niedere Minne beschreibt, wie die Sehnsüchte des Dichters durch eine nicht adelige Frau erfüllt werden.
Die Dichtung kritisierte in verschiedenen Fällen die politischen Verhältnisse in Deutschland.
Du willst wissen, wie Minnesang im Mittelalter geschrieben wurde? Hier findest du eine kleine Sammlung inklusive Übersetzungen.
Wichtige Werke der literarischen Epoche Mittelalter
Von den folgenden drei literarischen Werken solltest du auf jeden Fall gehört haben. Sie begegnen uns bis heute im Theater, Film und Fernsehen.
Das Nibelungenlied
Der Held Siegfried erobert für seinen König Gunter die stolze Brünhilde und erhält zur Belohnung dessen Schwester Krimhild. In einer Diskussion, wer den mächtigeren Mann zum Gemahl hätte, demütigt Krimhild Brünhilde.
Daraufhin lässt Brünhilde Siegfried durch ihren Vasallen erschlagen. Im zweiten Teil der Geschichte heiratet Krimhild den Hunnenkönig Etzel. Sie lädt ihren Bruder mit dem Wunsch nach Rache an den Hof ein. Brünhilde, ihr Mann und das Gefolge nehmen die Einladung an. Das mittelalterliche Werk endet im blutigen Gemetzel, das fast keiner überlebt.
Der Verfasser des Nibelungenliedes ist heute nicht mehr bekannt. Die meisten Menschen kennen die Thematik auszugsweise aus Wagners Oper Der Ring der Nibelungen.
Parzival
Der Versepos wurde von Wolfram von Eschenbach verfasst. Thematisiert wird die Entwicklung von Parzival, der zunächst von seiner Mutter Herzeloyde fern von der höfischen Gesellschaft in der Natur aufgezogen wird.
Nachdem Parzival Artusritter getroffen hat, möchte er auch ein Ritter werden. Er besteht viele âventiure (Abenteuer), bis er eines Tages zur Gralsburg Munsalväsche kommt, wo der Gralskönig Anfortas offensichtlich leidet. Weil Parzival glaubt, er dürfe als Ritter keine Fragen stellen, zeigt er kein Mitleid.
Als er zurück an den Artushof kehrt, wird er aus diesem Grund von der Gralsbotin angeprangert. Von diesem Augenblick an ist er verflucht. Er irrt umher und leidet, bis er die Gralsburg wiederfindet. Parzival kann die versäumte Frage schlussendlich stellen und erlöst damit Anfortas von seinen Qualen. Dadurch wird er selbst zum neuen Gralskönig und von seinem Fluch befreit.
Tristan
Tristan handelt von einer Liebe, die den höfischen Idealen widerspricht. Er soll für seinen Onkel und Herren losziehen, um ihm die schöne Isolde zur Hochzeit heimzubringen. Aufgrund eines Liebestrankes verlieben sich beide auf der Reise ineinander.
Am Hof müssen sie ihre Liebe verstecken, weshalb sie in die Natur fliehen, um sich dort zu lieben. Sie kehren aus êre zurück, woraufhin Tristan verbannt und Isolde bei ihrem Ehemann totunglücklich wird.
Der Roman, den Gottfried von Straßburg schrieb, ist in Fragmenten erhalten.